Ratingagenturen für nachhaltiges Wirtschaften
Ratingagenturen für nachhaltiges Wirtschaften - so werden Unternehmen auf ökologische Verträglichkeit bewertet
Ratingagenturen – was machen die eigentlich?
In der letzten Zeit ist der Begriff der Ratingagentur aufgrund der Eurokrise in aller Munde. Das Urteil von Ratingagenturen beeinflusst politische Entscheidungen und das Verhalten von Anlegern rund um den Globus. Aber was genau ist eine Ratingagentur eigentlich?
Im konventionellen Sinne sind Ratingagenturen private Unternehmungen die gewinnorientiert handeln. Sie sind unabhängig und haben das Rating, also die Bewertung der Kreditwürdigkeit von Staaten und Firmen als Kerngeschäft. Ein Rating beziffert das Ausfallrisiko etwaiger Forderungen am Fälligkeitstag sowie das Ausfallrisiko der Zinszahlungen. Ratingstufen sind den Schulnoten (in Amerika) ähnlich, und reichen von AAA als Bestnote bis hin zu C oder D (je nach Ratingagentur) gleichbedeutend für Forderungsausfall.
Berechtigterweise stellt sich nun die Frage auf Basis welcher Informationen Ratingagenturen ihre Bewertung erstellen. Hier sind grundsätzlich zwei verschiedene Arten zu unterscheiden. Es gibt Ratings die einen Mandatsvertrag zwischen der Ratingagentur und dem zu bewertenden Unternehmen zur Grundlage haben, in dem festgelegt wird, dass die Ratingagentur neben den öffentlichen Daten auch Zugriff auf interne und nicht öffentliche Daten erhält. Im Gegensatz zu diesen, gibt es Sekundär-Ratings, die nur auf öffentlich zugänglichen Informationen beruhen.
Nachhaltigkeits-Ratingagenturen
Im Gegensatz zu konventionellen Ratingagenturen, die nur den Finanzstatus betrachten, beurteilen Nachhaltigkeits-Ratingagenturen die Stärken und Schwächen sozialen und ökologischen Handelns der Firmen und Staaten. Manche Agenturen nehmen zusätzlich ebenfalls noch die ökonomische Dimension mit in ihr Rating auf. Sind dann ökologisch und sozial gute Titel und Werte identifiziert, werden aus dieser Gruppe die finanziell interessantesten für Investment und Anleger empfohlen.
Wer zum ersten Mal Nachhaltigkeitsratings vergleicht, dem wird auffallen, dass es gut sein kann, dass die Bewertungen durch verschiedene Nachhaltigkeits-Ratingagenturen für ein und dasselbe Unternehmen diametral zueinander liegen können. Gründe hierfür sind:
- Der kulturelle Hintergrund sowie das Werteverständnis der Analysten und der Ratingagentur.
- Die Auswahl des Bewertungs-Kriterienkataloges wie zum Beispiel CSR - Corporate Social Responsibility Rating mit oder ohne den Kontext der Global Reporting Initiative, der Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden, ESG Environmental, Social Governance, etc.
- Der Nachhaltigkeitsrating Prozess: Best in Class, Ausschluss- und Positivkriterienmix, top down – von Branche herunter zum einzelnen Unternehmen, bottom up – vom einzelnen Unternehmen aufwärts bis hin zur Branche, mit oder ohne ökonomische Faktoren, etc.
- Welche Informationsquellen wurden genutzt?
Nachhaltigkeitsberichte, Internetseiten, Datenbanken, Beurteilungen von fachmännischen Interessenverbänden wie Umweltschutzgruppen oder Menschenrechtsgruppen, die Zusendung von Fragebögen an das jeweilige Unternehmen, Mandatsverträge mit Zugriff auf interne Daten, etc.
Was sollte man tun, wenn man sein Geld anlegen möchte?
Wenn Anleger für nachhaltiges Investment fundierte Informationen zur Investmententscheidung suchen, kann als Empfehlung nur gelten sich die Zeit zu nehmen und die verschiedenen Nachhaltigkeits-Ratingagenturen einmal genauer anzusehen. Auf diese Art und Weise können Sie dann die Ratingagentur finden, die Ihre eignen Wertvorstellungen und Schwerpunkte in ihren Ratings reflektiert. Nur so können Sie es vermeiden in nachhaltige Geldanlagen zu investieren, die nicht den von Ihnen erwünschten Zweck erfüllen. Einen ersten Überblick bietet auch diese Webseite hier in der Rubrik "Ratingagenturen". Es werden einige Agenturen vorgestellt und aufgezeigt wie sie im Detail arbeiten.
Auch wenn die Nachhaltigkeits-Ratingagenturen keine einheitlichen Bewertungen liefern, sind sie dennoch eine wichtige Informationsquelle für Anleger und erzeugen durch ihr Urteil den Druck bzw. die Motivation für Unternehmen mit einem schlechten Rating sich zu verbessern. Seit einigen Jahren gibt es einen Verband für Nachaltigkeitsratingagenturen sowie die Global Reporting Initiative die eine einheitliche Qualität und Vergleichbarkeit von Ratings sowie des Nachhaltigkeitsberichtswesens anstreben.