Ethische Geldanlagen - was ist das??

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Bestimmung von Ethik bei so genannten ethischen Geldanlagen und beschreibt worauf man als Anleger achten sollte

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Ethische Geldanlage – was bedeutet das eigentlich?

Befasst man sich mit nachhaltigen Geldanlagen, bzw. mit Geldanlage allgemein, trifft man immer wieder auf den Begriff ethisch korrekte Geldanlagen. Doch was dieser oft nebenbei hingeworfene Begriff eigentlich sagt, wird dabei meist nicht wirklich klar.

Schon allein der Begriff der Ethik ist in seiner Bedeutung sehr vielgestaltig und nicht einfach zu interpretieren. Dabei ist die Ethik als Begriffsdefinition eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen. Ursprünglich kommt der Begriff aus dem Griechischen und bedeutet „was sollen wir tun?“. Es befasst sich also mit dem Handeln in bestimmten Situationen eines Menschen bzw. ganzer Gruppen. Aufbauend auf dem Ethikbegriff werden Handlungsnormen erstellt, nach denen sich ganze Gesellschaften oder aber auch Individuen verhalten (sollen). Der Begriff der Ethik ist also nicht universell zu verstehen, sondern kann in verschiedenen Kulturen oder Gesellschaften völlig unterschiedliche, ja gegensätzliche Verhaltensmuster als „richtig“ beinhalten.

grichische Skulpturen beim Diskutieren - ethische GeldanlagenÜbertragen auf ethisches Investment gilt hier ähnliches. So beantwortet die Frage in wie weit Kinderarbeit ethisch zu vertreten ist ein Europäer meist ganz anders als zum Beispiel jemand, der in Indien aufgewachsen ist. Oder aber sieht eine römisch katholische Ethik die Frage nach der Herstellung von Verhütungsmitteln wie Kondomen mit ganz anderen Augen als dies ein nicht katholisch religiös geprägter Mensch tun würde.

Es gibt also nicht „die“ ethische Geldanlage. Sie muss also immer in einem kulturellen Hintergrund betrachtet werden und ist dadurch oft sehr relativ und wird am Finanzmarkt für sehr unterschiedliche Produkte genutzt, die nicht immer mit der westlichen Sozial- und/oder Umweltethik konform gehen müssen und unsereins mehr als nur die Augenbrauen vor erstaunen nach oben wandern lassen.

Die Geschichte der ethischen Geldanlagen

Recherchiert man zum Thema, kann man erstaunlicher Weise feststellen, dass der Begriff der ethischen Investments keine moderne Errungenschaft ist, sondern bereits im 19. Jahrhundert in den USA von den Methodisten und Quäkern geprägt wurde. Die sogenannten „sin stocks“ (sündigen Aktien) wurden bei diesen religiösen Gruppen als „no-go“ für ein Investment festgelegt. Hierunter fielen zum Beispiel Themen wie Tabak, Alkohol und Waffen, aber auch Glücksspiel und natürlich Prostitution galten als „des Teufels Werk“.

Erst in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen dann weltweit erste ethische Geldanlagen als Finanzprodukte auf den Markt die allerdings ihren Fokus noch stark auf rein ökologisch motivierte Ethikbegriffe setzten. Im weiteren Verlauf verbreiterte sich das Spektrum der ethischen Geldanlagen im gleichen Maße wie auch die gesellschaftlichen Themen in der Ethikdiskussion in den Vordergrund rückten. Eine große Strömung dabei sind die sogenannten sozial-ethischen Aspekte bei Geldanlagen – also Themen wie Kinderarbeit, Frauenrechte, Ausbeutung der Armen in Entwicklungsländern, vernünftige Arbeitsbedingungen etc.

Nach diesen beiden oben genannten Hauptbereichen unterscheidet man heute ethische Investments auch in Ökologisch geprägte Investments und sozial-ethisch geprägte Geldanlagen. Zwischen diesen beiden Bereichen gibt es natürlich auch immer wieder thematische Überschneidungen. Das eine schließt ja oft da andere nicht aus.

Möglichkeiten zur Bewertung von Geldanlagen nach ethischen Gesichtspunkten

Wie bewertet man nun was ethisch zu vertreten ist und welche Dinge no-go`s sind? In der heutigen Finanzwelt haben viele Ratingagenturen und Banken ein recht Begriffwolke rund um Ethikeffektives System entwickelt um ethisch korrekt arbeitende Unternehmen (und sogar ganze Staaten) zu bewerten.

Umgesetzt wird dies meist mit einer Negativliste und einer Positivliste mit entsprechenden Kriterien. Die Negativliste ist in der Regel eine Auflistung von bestimmten Kriterien, die zu einem direkten Ausschluss von Unternehmen für ethisch korrekte Geldanlagen führen. So sind zum Beispiel häufig bestimmte Branchen nach diesen Modellen als problematisch anzusehen (z.B. Waffen und Rüstung, Atomenergie, Genindustrie, Chlorchemie, Öl/Gas etc.). Es ist allerdings zu bedenken, dass nicht in jedem Rating ein sofortiger Ausschluss eines Unternehmens feststeht, sondern hier werden Umsatzgrenzen (meist 5-10% vom Gesamtumsatz) festgelegt, die das Unternehmen mit den kritischen Gütern erzielen darf. So halten sich einige Banken ein kleines Hintertürchen offen um auch solche Unternehmen mit ins Portfolio aufzunehmen, die strenggenommen dort nichts zu suchen hätten. Als Anleger sollte man sich ganz genau die Ausschlusskriterien des Ratings und das Portfolio ansehen bevor man sich entschließt sein Geld bei einem Anbieter anzulegen. (Hier sieht man wieder, dass Ethik ein recht dehn- und formbarer Begriff ist).

Im zweiten Schritt werden zur Bewertung meist noch Positivlisten erstellt nach denen für jede ethisch zu wünschende Eigenschaft / Aktion etc. Punkte für das zu bewertende Unternehmen vergeben werden. So können zum Beispiel besonderes Engagement für den Umweltschutz mit Punkten belohnt werden oder aber auch besonders gute Arbeitsverhältnisse oder gute Integration von gehandicapten Menschen in die Unternehmenskultur, nachhaltiges Wirtschaften usw. usw.

Am Ende stehen die Gewinner und Verlierer der verschiedenen Branchen fest und es werden dann entsprechende Finanzprodukte zusammengestellt, die für Anleger interessant sein können, sprich zum Beispiel Umweltfonds, Nachhaltigkeitsfonds usw.

Trotz vieler ausgeklügelter Ratingmethoden bleibt es aber dabei: Ethische Geldanlagen sind sehr individuell zu betrachten, da jeder einen anderen Begriff von ethischer Korrektheit hat. Als potentieller Anleger sollte man unbedingt die Finanzprodukte und die Bewertungskriterien die dem Zugrunde liegen genau betrachten ob diese auch im eigenen Sinne sind und keine ethischen Konflikte auslösen.

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